Für diesen Ultra hatte ich mich schon recht früh im Jahr entschieden,
direkt nach dem Urlaub sollte eine gute Zeit samt guter Platzierung drin
sein dachte ich. Die unmittelbare Vorbereitung in der Provence auf
steilsten Gerölltrails bei großer Hitze verlief sehr gut und ich wähnte
mich gut vorbereitet. Leider erwischte mich am letzten Urlaubstag eine
Magenverstimmung die aber am nächsten Tag schon wieder verschwunden war.
Dachte ich jedenfalls.......
Die Anfahrt Freitag abend Ri. Würzburg geriet aufgrund eines Mega-Staus
auf der A3 zur Geduldsprobe, gsd hatte ich noch zu Hause zu Abend
gegessen, denn eine private Pasta-Party nach 22 Uhr ( da war ich endlich
angekommen ) wäre viel zu spät gewesen.
4:30 Uhr klingelte dann Samstag früh der Wecker, gleich danach
Frühstück, erst dann holte ich die Startunterlagen ab. Voll ausgerüstet
begab ich mich dann um 6:30 Uhr in den Start-Zielbereich wo die
Rucksack-Kontrolle stattfand. Hier wurde akribisch die Pflichtausrüstung
überprüft, nämlich
- Trinkblase mit mind. 1,5L
- Erste Hilfe Set
- Mobiltelefon mit eingespeicherter Notfallnummer
Erst danach durfte man in den Startbereich. Hier fand dann auch die
WK-Besprechung statt, es wurde seitens der Orga darauf hingewiesen daß
man die Strecke bloß nicht unterschätzen solle, das stete auf und ab
habe schon so manche Zeitträume platzen lassen, immerhin liegt der
Trailanteil hier bei über 80%, was schon eine Hausnummer ist. Dann gab
es noch ein paar Sätze des Vorsitzenden der Deutschen Ultramarathon
Vereinigung ( immerhin fand ja hier die Deutsche
Ultra-Trail-Meisterschaft statt, es war alles vertreten was in der
Traillaufszene Rang und Namen hat ) der wegen der bevorstehenden Hitze
an uns apellierte "einen Gang zurück zu schalten" und darauf hinwies daß
die Rettungskräfte angewiesen seien Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die
den Eindruck machten zu sehr am Limit zu sein, aus dem Rennen zu
nehmen!
Pünktlich um 7 Uhr wurden dann über 300 Verrückte auf die 65km lange
Strecke mit über 1700hm geschickt. Schon nach wenigen km merkte ich daß
etwas nicht stimmte. Mir stieß das Abendessen und auch das Frühstück
ständig auf, der Magen fühlte sich nicht gut an. Landschaftlich und
technisch war schon das erste drittel der Strecke ein absoluter Genuss,
viele Trails, steil rauf, steil runter, mit Wurzeln, Absätzen und
Steinen gespickt, das wenige Geröll machte mir keine Probleme, da war
ich aus der Provence noch ganz andere Sachen gewohnt.
Der Magen rumpelte zwar und ich hatte ständiges aufstoßen, es war aber
noch aushaltbar. Dennoch machten sich die Probleme bei der Leistung
bemerkbar, ich konnte nicht das abrufen was ich hätte leisten können.
Und der Flüssigkeitsbedarf war enorm, schon an der ersten Verpflegung
bei km 10 musste ich meine Trinkblase komplett (!) wieder auffüllen.
Meine Flasks mit Haferschleim hatte ich dagegen kaum angerührt, ich
konnte kaum Kohlehydrate nachtanken, das Zeug widerte mich geradezu an,
und wenn ich doch mal einen Schluck nahm stieß es mir sofort
gallenbitter auf - hier stimmte etwas ganz und gar nicht! Anscheinend
hatte ich mir in Frankreich doch einen Magen-Darm-Virus eingefangen,
eine andere Erklärung gab es eigentlich nicht.
Mit fortlaufender Renndauer ging es mir immer schlechter und ich wurde
zusehends schwächer und unkonzentrierter. Hinzu kam die Schwüle die mich
völlig fertig machte. Mit der Hitze ( es wurden an diesem Tag über 30° )
hatte ich dagegen keine Probleme.
Von km 38 bis km 45 hatte ich eine böse Krise. Mir war kotzübel,
schwindlig, ich kroch die Anstiege nur noch hoch und hatte Mühe, die
Bergabstücke ohne Sturz zu überstehen. Keine Kraft, keine Konzentration,
es war alles weg. Ich stand kurz davor, bei der VP bei km 45
auszusteigen, die vorangegangenen km hatte ich nur mit Mühe und Not mit
Zeiten teilweise zwischen 10 und 13 Minuten geschafft.
An der VP legte ich erstmal eine längere Pause ein, ich war völlig
fertig und lag im Schatten, alleine war ich da nicht, es gab einige
andere die ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten
und neben mir wurde ein Teilnehmer völlig entkräftet von den Sanis in
den Rettungswagen begleitet. Da auch ich wahrscheinlich nicht gerade
gesund aussah beschloss ich aufzustehen bevor die Sanis mich genauer
anschauten ,
es ging also weiter, ich dachte daran daß mir das Forum die Daumen
drückt und hoffte, daß die Magenprobleme irgendwann ein Ende hätten.
Die km 45 bis 50 liefen dann auch wieder sehr zäh aber ich merkte, daß
die Übelkeit und das Magenrumpeln nachließ. Ab km 50 war dann alles weg,
keine Übelkeit, kein Schwindel, kein Magenrumpeln mehr. Aber die Kraft
war natürlich völlig weg, ich konnte die Anstiege nun mit Zeiten
zwischen 7 und 9 Minuten im Trab bewältigen, das fühlte sich wesentlich
besser an als die Hölle vorher. Bergab war die Konzentration auch wieder
da und es machte sogar Spaß, die Trails runter zu bügeln, wenn auch
weiterhin mit stark reduzierter Geschwindigkeit. Kohlenhydrate konnte
ich immer noch keine zu mir nehmen, es ging nur literweise Iso,
Mineralwasser oder Cola mit Wasser vermischt. Eine Handvoll Nüsse hatte
ich an der VP zu mir genommen, das war alles. Ich konnte einfach nichts
essen.
Nach 8:26 Stunden hatte ich dann den bisher härtesten WK meines Lebens
endlich geschafft. Mit dieser Zeit erreichte ich trotzdem noch den 26ten
Platz in der stark besetzten AK M45 und den 148ten Platz von über 300
gestarteten.
Fazit : Irgendwann ist immer das erste mal, nun hatte es mich also auch
mal mit Magen-Darm-Problemen erwischt. Der WK an sich ist absolute Bombe
- Tolle Orga, viele nette Helfer, klasse Strecke, die VP-Punkte waren
mit allem was das Herz begehrt ausgestattet. Ich komme wieder!
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